Hugo Calderano | Tyger, Tyger
Weil ich gerade mal so drin war, können wir hier die Video-Serie der letzten Zeit fortsetzen. Diesmal ist es Hugo Calderano, der erste Spieler Südamerikas, der in die absoluten Höhen der Weltrangliste vordringen konnte. Und neben dem Video könnt ihr im Text auch noch einen kleinen interessanten lyrischen Kultur-Lernmoment erleben, der mich auch beim Video-Machen ereilte.
Wer mich kennt, weiß, dass ich ein paar Verbindungen nach Brasilien habe. Aber auch ohne hätte Calderano mich (wahrscheinlich ein bisschen später) ziemlich begeistert. Er hat ein so dynamisches Offensivspiel, das eigentlich immer auch Spektakel bereithält.
Wenn er nicht gerade einen Rubik’s Cube in Sekundenschnelle löst, kann Calderano auch noch ziemlich gut Volleyball und Basketball spielen oder springt mit Backflips durch die Halle. Ein sportliches Multitalent, das dazu ganz gut verstanden hat, wie das mit den sozialen Medien funktioniert. Allerdings sind die Auftritte dort nicht nervig, sondern geben einen netten Einblick in den Alltag und in den Nicht-Alltag. Was eben für uns Tischtennis-Semi-Begabte nicht Alltag ist – bei einer WM zu spielen zum Beispiel. Und dabei von einem Grüppchen Deutscher aus Dresden angefeuert werden.
Inzwischen ist er mehrfacher Panamerika-Sieger und hat die Möglichkeit Tischtennis in ganz Südamerika mitzuziehen. Er ist der nette Junge, der ziemlich gut und begeisternd Tischtennis spielt.
Auch wenn er bei der jüngsten WM gegen Ma Long verloren hat, so konnte er vorher doch schon einige überzeugende Siege holen. Der größte vielleicht (auch wenn es zu keinem Titel geführt hat), beim Weltcup letztes Jahr gegen Fan Zhendong – nachdem dieser vorher monatelang quasi ungeschlagen durch die Tischtennislandschaft pflügte.
Auch Timo Boll kann ein Lied drauf singen, was es heißt gegen Calderanos teils aberwitzige Rückhand zu spielen. Er hatte inzwischen oft genug das Nachsehen.
Ich hoffe Hugo Calderano wird uns allen noch eine Menge Freude machen und gemeinsam mit den anderen Spielern, die in jüngster Zeit Chinesen schlagen konnten, der Weltspitze bunte Farben zum dominierenden gelb-rot hinzufügen.
Auch für diejenigen unter euch, für die Youtube-Videos vielleicht etwas zu profane Kultur sind, gibt es im Video ein kleines Highlight zu finden, auf das ich durch Zufall gestoßen bin, während des Film-Prozesses. Genutzt habe ich die erste und letzte Strophe eines anscheinend nicht ganz unbekannten Gedichts (im englisch sprachigen Raum), „Tyger, Tyger“ von William Blake. Der „Vortragende“ heißt vermeintlich (laut Beschreibung des Videos, aus dem ich es habe) „Tom O’Bedlam“. Wer ein bisschen Zeit hat, kann mal nach dem Namen suchen. Schon interessant, was einem dann auf den Nebenwegen beim Film-machen so begegnet 🙂