Pariser Tagebuch – Auf deutschen Spuren

Das Ziel sollte Paris sein, Paris Bercy. Dort wo wir Spannung finden wollten, dort wo wir Großartiges erleben wollten, dort wo wir Helden sehen wollten, dort wo wir Alles geben wollten! Auf uns warteten unvergessliche Tage. Ein Sport der magische Momente produziert und wir sollten mittendrin sein im Feuer der Emotionen.

Es war der 16. Mai als die Sonne schien, heiß und uns aus Dresden verabschiedete. Eine kleine Gruppe aus Willigen fand sich am Hauptbahnhof zusammen, um gen Paris aufzubrechen, eine Stadt voller Verheißungen und Versprechen. Tim, Helen, Chris, Katja, Frank und ich – fast die gleiche Gruppe wie vor zwei Jahren, als wir die Aufgabe auf uns genommen hatten, Timo Boll bis zu seiner ersten WM-Einzelmedaille anzufeuern. Nur Clemens fehlte, stattdessen wurde die Gruppe durch Katja verstärkt.

Die erste Etappe führte uns nach Berlin, mit dem Linienbus, zwei Stunden Ruhe. Ruhe, die wir brauchen sollte für die Zukunft, für den Sturm. Von Berlin Schönefeld brachte uns das Flugzeug schließlich nach Paris Orly. Mit dem Bus und der Metro sollten wir endlich unsere Unterkunft erreichen. Ein hübsches Apartment, für Pariser Verhältnisse sehr billig, ein Schlafzimmer, das wir aufgrund der Schlafgewohnheiten lieber Helen überließen, damit wir im Fall der Feierfälle auch lauter sein konnten. Zwei Schlafcoaches, wobei Frank und mir die mit der schönen rosa Bettwäsche zufiel. Was für Nächte 😉

Am ersten Abend lief neben dem Abendbrot der Liveticker von Bolls Begegnung gegen Achanta und uns lief das erste Mal ein kleiner Schauer über den Rücken, weil er sich besonders schwer tat, den ersten Satz verlor und auch im zweiten gewaltig zu kämpfen hatte. Doch dann schoss er sich souverän in die nächste Runde und wir konnten in Ruhe unser Baguette genießen, gemeinsam mit der anschließenden Nacht.

Freitag, der 17. Mai 2013

Heiß waren wir alle auf die Halle – Paris Bercy. Auf Tischtennis. Auf Boll und die anderen Deutschen. Es sollte endlich losgehen. Nach dem Frühstück brachen wir auf, 20 Minuten waren es nur zu Fuß bis zur Halle. Schon mit der Fahne über der Schulter ging es bis zum Hallenkomplex und nur wenige Minuten nach Beginn der ersten Begegnungen des Tages saßen wir auf unseren Plätzen. Dort konnten wir auch noch einiges des ersten deutschen Spiels dieses Tages sehen, Kristin Silbereisen/Wu Jiaduo gegen das dominanteste Doppel der letzten Jahre (die auch dieses Jahr, zum dritten Mal in Folge, Weltmeisterinnen werden sollten). Wir feuerten noch an, klatschten, konnten aber an der recht deutlichen Niederlage nichts ändern. Zum ersten kleinen Erlebnis wurde es dann, als die beiden Deutschen etwas später durch die Ränge liefen, erst nur einige Reihen hinter uns, uns zuwinkten und uns grüßten (Randnotiz – in unserem Block waren wir zu der Uhrzeit noch ziemlich allein). Kurz darauf kamen sie zurück, liefen direkt vor uns vorbei, wieder der Gruß und ich Blödmann hätte eigentlich nur die Hand raus halten müssen, dann hätten wir abklatschen können.

Nunja, den ersten Tag verbrachten wir viel in der Halle. Vor der Essenspause gab es noch ein weiteres deutsches Doppel Baum/Steger. Für diese wechselten wir die Plätze in einen anderen Block, um näher sein zu können. Katja und ich spazierten quer durch die Kategorie eins und standen plötzlich dort wo Patrick Franziska und Steffen Mengel saßen. Weitergegangen sind wir dann trotzdem. Mit „Deutschland, Deutschland“ – Rufen und Klatschen versuchten wir Baum/Steger voranzutreiben. Leider erfolglos. Die beiden verloren gegen die späteren Weltmeister aus Taiwan.

Zur Pause ging’s zurück ins Apartment, Pizza und Co. (Co. = ein paar „fruchtige“ Kurze 🙂 ), kurze Ruhepause und dann zurück in die Halle, es wartete die 3. Runde der Herren, mit den Deutschen.

Dort spielten dann nacheinander Ovtcharov, Baum und Boll. Alle sollten gewinnen und alle Spiele boten ihre Spannungsmomente, denn immer wieder gingen Sätze weg. Baum spielte gegen den letzten verbliebenen Franzosen im Turnier, da wir die Halle natürlich entsprechend laut.

Bei Bolls Spiel schafften wir es mit unseren GO TIMO Schildern (und bemalten Gesichtern, Fahnen, Deutschlandketten) zu Eurosport 🙂 Hatten wir diese Mission, den TTC Elbe ins Fernsehen zu bringen also auch abgeschlossen und konnten uns von nun an voll und ganz dem Anfeuern widmen.

Samstag, der 18. Mai 2013

Spät fing der Tag an, heute stand ja kein Tischtennis auf dem Programm. Ganz gemütliches Frühstück, mit Baguette. Dann irgendwann machten wir uns Richtung Champs-Élysées auf, die wir hinunter wandelten. Mit einem Zwischenstopp am extrem überdimensionierten Sarg Napoleons, erreichten wir dann unser Ziel den Triumphbogen. Von dort aus fuhren wir zu einer von Katja empfohlenen Creperie und speisten eben solche. Mit Frank, Chris und Katja hatte ich dann noch gemeinsam ein recht beeindruckend-beengendes Metroerlebnis, das wahrscheinlich die 61 in Dresden zur Stoßzeit durchaus um einiges toppt.

Zu Hause angekommen, begannen eigentlich gleich wieder die Tischtennislivestreams und wir verfolgten, eng um den kleinen Bildschirm gedrängt, wie Baum Ovtcharov rausschmiss und Boll Kishikawa zerlegte.

Nach einer anschließend langen Nacht der Spiele endete dann auch dieser Tag.

Sonntag, der 19. Mai 2013

Tischtennis in seiner besten Form wartete auf uns. Im Herrenwettbewerb waren die Viertelfinals angesetzt und noch zwei Deutsche dabei. Mit dem zweiten Spiel lief dann auch Boll ein und in seinem Spiel gegen Ma Long, in meinen Augen eines der besten dieser WM, wurde die Halle so richtig aufgepeitscht. Wahnsinnsbälle, große Emotionen. Boll spielte sein bestes Tischtennis, Vorhand wie Rückhand, konnte in den langen Ballwechseln mehr als nur mitgehen und bewies, dass er verdientermaßen die Nummer 1 hinter den Chinesen ist. Es war ein heißer Kampf, der nach dem ersten Satz, den Boll verschlafen hatte, hin und her wogte. Wir gaben auf der Tribüne unser Bestes, riefen, schrien, klatschten, schwenkten die Fahnen. Immer wieder „Timo, Timo“. Riesenatmosphäre.

Die 2:4 Niederlage konnte dadurch leider auch nicht abgewendet werden. Baum bot danach auch noch bis zum 1:1 und 10:5 für ihn ein grandioses Spiel und weckte Hoffnungen in allen Zuschauenden. Aber ab da bewies der Weltmeister, was ihn so stark machte. Er drehte das Spiel noch und Baum war gebrochen.

Leider wurde der restliche Tag dann ohne deutsche Beteiligung (und auch ohne europäische Beteiligung ausgetragen). Nichtsdestotrotz suchten wir uns immer mal wieder unsere Favoriten / Favoritinnen aus und feuerten diese an.

Die abendlichen Herrenhalbfinals waren dann noch mal feine Tischtenniskunst, besonders das zweite, als Ma Long im vierten Satz endlich sein wahres Können zeigte und sich bombastische Ballwechsel entwickelten.

Tja, so ging auch der Tischtennistag vorbei. Und unsere Nacht sollte kurz werden. Nur knapp drei Stunden Schlaf, dann ging es in den frühen Morgenstunden wieder nach Dresden. So konnte man sich die beiden Finalspiele am Montag im Livestream ansehen. Wir hatten eine Menge Spaß.

Kann gar nicht verstehen, warum das nicht mehr machen wollen 🙂

2 Gedanken zu „Pariser Tagebuch – Auf deutschen Spuren“
  1. Hey, mal wieder nen toller Bericht.
    Hätte ich nen bisschen Geld übrig hätte ich die Reise nach Paris auch gerne gemacht.
    Mich würde mal interessieren was euch die Reise mit Flug, Bus, Übernachtung und Eintritt so gekostet hat?

  2. Pro Person war’s dann so:
    Eintrittskarten (Fr + So) – 70 €
    Flüge – 130 €
    Bus – 30 €
    Übernachtung pro Nacht – 33 € (und das kann man bei dem Superapartement, was wir hatten, als absoluten Toppreis sehen; wenn man sich ansieht, was in Paris sonst so Übernachtungen kosten; und das Ganze nur 20 Minuten zu Fuß von der Halle weg)

    + Restlicher Spaß, wie hinkommen zum Apartment noch mal ein paar Euro, so auch noch mal 10 – 15 pro Fahrt

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