Eine Reise ins Land der Gula Väggen oder wie wir Tischtennis, Turning Torso, Timo & Co und die „Gelbe Wand“ erlebten

Tischtennis Mannschafts-EM in Malmö 2023 | Von Frank

Am Dienstag, den 12. September machten sich fünf Elbe-Fans des schnellsten Rückschlagsports namens Clemens, Simon, Katja, Helen und Frank auf die Reise nach Schweden, um nach nun schon längerer Tradition seit 2011 (Rotterdam, Paris, Düsseldorf, Budapest) den besten Ballkünstlern zuzuschauen und diese lautstark zu unterstützen. Es warteten die Gula Väggen („Gelbe Wand“), widerliches Essen, lange Nächte und Tischtennis zum Anfassen und Mitfiebern.

Die Chancen auf vordere Platzierungen waren groß, schließlich ging sowohl die Herren- als auch die Damen-Nationalmannschaft als Titelverteidiger ins Rennen. Auch wenn die deutschen Herren ohne die sich in der Vorbereitung auf Olympia befindenden Spieler Dang Qiu, Dimitrij Ovtcharov und Patrick Franziska antraten, steckten wir doch voller Hoffnung und freuten uns vor allem auf ein Wiedersehen mit Timo Boll.

Die Reise war geplant, die Mädels bevorzugten die Anreise auf Schienen, die Jungs wählten die etwas zügigere Verbindung über den Wolken. Von Kopenhagen nach Malmö nahmen Clemens, Simon und Frank den Zug, um schließlich mit dem Bus und kurzem Fußweg im schicken Apartment in der doch recht nobel wirkenden Gegend anzukommen. Katja und Helen bestaunten die Wohnung vor uns und nahmen schon mal eine kleine Zimmeraufteilung vor, mit der wir natürlich einverstanden waren. Bei Vollkurnnudeln und Pesto besprachen wir die kommenden vier Tage. Geplant waren zwei in der Halle (Donnerstag Achtelfinals, Samstag Halbfinals) und die restlichen zwei mit Sightseeing.

Mit souveränen Siegen waren unsere Teams ins Turnier gestartet (Gruppenphase überstanden), sodass wir den für alle spielfreien Mittwoch auch entspannt angehen konnten. Nach leckerem Frühstück in einem kleinen Café spazierten wir an Malmös Hafen entlang, machten einige Fotos und genossen die Ruhe und das angenehme Wetter.

Wir bewunderten ein Gebäude namens Turning Torso, besuchten ein Schloss und legten an dem Tag so einige Kilometer zu Fuß zurück. Simon erklärte sich bereit, abends für uns zu kochen. Schmackhaft war’s! Danke nochmal dafür. Wie am Vorabend spielten wir unter anderem Nobody’s perfect bis tief in die Nacht. Jeder konnte seinen kreativen Gedanken freien Lauf lassen, wobei kaum ein Auge trocken blieb. Vergessen wird wohl keiner mehr den bürgerlichen Namen von Hugo Egon Balder. 🙂

Donnerstagfrüh, in gewohnter Reihenfolge aufgestanden, legten wir später die vier Kilometer zur Malmö-Arena mit dem Bus zurück. Gespannt auf die Achtelfinals und die Atmosphäre betraten wir doch etwas erstaunt die Halle. Denn so wenige Zuschauer hatten wir nicht erwartet. Die Ränge waren eher sporadisch gefüllt.

Wir holten unsere Fan-Utensilien aus den Rucksäcken und machten ordentlich Stimmung. Mit Rasseln, wehenden Fahnen und lauten TI-MO-Rufen pushten wir die Deutschen Benedikt Duda, Ricardo Walther und Timo Boll zum klaren 3-0 Erfolg gegen die Ukraine. Auch die Damen Shan Xiaona, Nina Mittelham und Sabine Winter ließen es sich nicht nehmen, mit sehenswerten Ballwechseln, aber ohne größere Mühe ihr Achtelfinalspiel ebenfalls gegen die Ukraine für sich zu entscheiden.

Das eigentliche Highlight war für uns eindeutig die Nähe zu Timo Boll, mit dem wir uns kurz unterhielten und sogar ein Selfie (Frank und Clemens) und ein Gruppenbild erhaschen konnten. Das Gute an der recht leeren Halle … wir waren als kleine Gruppe so laut zu hören, dass uns jeder wahrnehmen musste. Wir versprachen Timo, Samstag wiederzukommen. Er sagte im Gegenzug „dann müssen wir uns morgen [Viertelfinale am Freitag] aber richtig anstrengen“

Doch der anstehende Freitag sollte erst einmal wieder etwas Kultur bedeuten. Wir besuchten das ‚Disgusting Food Museum‘. Am Eingang bekommt man einen Brechbeutel als Eintrittskarte. Anschließend bestaunt man mehr oder weniger lecker aussehende Spezialitäten wie Ziegenauge in Tomatensoße oder eingelegte Tiergehirne. Dann ging’s ans Verkosten. Beim Probieren von Maikäfern, Larven, Ameisen und verschiedenen, streng riechenden Käsesorten waren Clemens, Helen und Frank erstaunlich mutig. Zum Schluss gab es einige scharfe Saucen, bei denen irgendwann jeder aussteigt, weil ein Tropfen reicht, um Beschwerden auszulösen. Gar nicht so ungefährlich das Ganze. Übrigens seit 13 Tage hatte sich niemand mehr bei den Verkostungen übergeben.

Während Katja, Helen, Clemens und Frank anschließend eine Bootsfahrt genossen, verlor sich Simon wieder in einer der unzähligen Bücherläden. Wir fieberten am Handy per Liveticker mit den deutschen Herren mit, bejubelten den richtig engen Sieg gegen Kroatien, wobei Benedikt Duda im Entscheidungsspiel knapp im fünften Satz gewann. Ohne diese wichtigen Punkte hätten wir Samstag nur noch die Damen live sehen können, die ihr Viertelfinale deutlich gegen Italien gewannen. Nebenbei wetteten wir darauf, mit wie viel Büchern Simon diesmal aus dem Laden kommt. 🙂 Clemens suchte uns noch ein nettes Lokal zum Abendessen aus, und auch dieser Tag endete nicht ohne einen langen Spieleabend.

Nun war es so weit, wir freuten uns auf spannende Halbfinalspiele am Samstag. In der noch recht leeren Halle angekommen, überlegten wir, ob wir unsere reservierten Sitzplätze nehmen, oder doch einfach ganz weit vorn in der zweiten Reihe, um den Profis wieder ganz nah zu sein. Wir blieben vorn und platzieren unsere Fahnen. Bei den Damen wollte gegen Portugal wenig Spannung aufkommen, war das Spiel der Deutschen doch zu stark. Wir hatten trotzdem jede Menge Spaß. Dieser war auch der deutschen Bank anzusehen, allen voran Sabine Winter, die immer wieder zu uns schaute und über beide Ohren grinste. Wir kamen erneut ins Gespräch … das Ergebnis ist ein gemeinsames Foto mit den späteren Europameisterinnen, auf das wir stolz sein können.

Jetzt waren die Männer an der Reihe, wobei Kay Stumper gegen Portugal Ricardo Walther ersetzte. Mit etwas Übung lief das mit den TI-MO, BE-NE und KA-AY-Rufen zwischen den Ballwechseln immer besser. Wir posierten vor Kameras, freuten uns bei jeder Projektion auf der großen Videoleinwand und hatten schon rote Hände vom Klatschen, als Timo seinen Matchball zum 3:1 gegen Portugal verwandelte. Als wir mit den Spielern abklatschten und wir wieder um ein Foto baten, holte Lars Hielscher seine Mannen zusammen. Wir tanzten zu „Oh, wie ist das schööön“ und freuten uns nicht nur wegen des Einzugs ins Finale, schließlich waren unsere GO TIMO Schilder wieder in einigen Sozialen Medien und sogar in der Sportschau zu sehen.

Mit heiseren Stimmen und etwas kaputt von der ganzen Aufregung, zogen wir uns auf unsere eigentlichen Sitzplätze zurück und verfolgten dennoch gespannt, wie sich die Gestgeber im anschließenden Spiel gegen Frankreich schlugen. Die Halle wurde voller und voller und auf einmal war zu erkennen, warum die Schweden das ganze auf Plakaten als Gula Väggen (gelbe Wand) bezeichneten. Es war ein kleines Meer aus gelben Trikots in der Halle. Gegen Frankreich wurde jeder Punkt frenetisch gefeiert. Bei sehenswerten Ballwechseln gegen junge, dynamische Franzosen, erkämpften sich Truls Möregardh, Mattias Falck und Kristian Karlsson mit einem 3:1 den Finaleinzug.

Leider hieß es am Sonntag für uns schon Rückreise. Wir schliefen alle noch friedlich, da war Katja schon auf dem Weg zum Flughafen Kopenhagen, um alleine nach Wien zu fliegen. Wir restlichen vier verließen 11 Uhr das Apartment, nahmen nachmittags den Zug Richtung Berlin und sagten ‚Hejdå Veride‘. Kurz vor der Landung gab der Pilot uns ein Zeichen, indem er nochmal durchstartete. Ich denke er wollte uns damit sagen „Versucht es doch noch einmal bei einer EM oder WM, Timo braucht eure Unterstützung“. Vielleicht aber hat er einfach keine Landeerlaubnis bekommen. Wir sind jedenfalls ganz schön erschrocken.

Während wir im verspäteten Flixbus nach Dresden saßen, standen die Damen als Europameister (gegen Rumänien) fest. Die Herren mussten noch gegen die Gastgeber und die gelbe Wand antreten. Wir holten die Handys raus und fieberten bei jedem Punkt mit. Wir klatschten ab, ärgerten uns über womöglich leichte Fehler, riefen vorsichtig „AUF GEHTS TIMO AUF GEHT“ und „Kay, Kay, Kay, Kay“ ich möchte nicht wissen, was die anderen Fahrgäste von uns dachten, aber wir hatten Spaß. Leider reichte unsere Unterstützung nicht. In einem engen Finale werden Timo Boll, Benedikt Duda und Kay Stumper Vize-Europameister. Wir gratulieren den Schweden zum Titel und bedanken uns für eine wunderschöne, erlebnisreiche Woche in Malmö.

Kleiner Nachtrag: Unser etwas farbenfroher und enthusiastischer Einsatz hat uns auch viele Foto/Video-Online-Auftritte beschert, bei tischtennis.de, bei Mytischtennis, im ETTU-Stream sowieso regelmäßig und auf diversen Social Media Kanälen. Als Vorwarnung, falls der eine oder die andere mal drüber stolpern sollte und ein paar bekannte Gesichter sieht.

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